Unterwegs in JapanAm 25. Mai 2016 verlassen wir mit der Eastern Dream bei strömendem Regen Vladivostok. Nach einem Zwischenstopp in Südkorea erreichen wir am 27. Mai Sakaiminato im Südwesten der japanischen Hauptinsel Honshu. Aufgrund der guten Vorarbeit durch Tatiana von DBS Ferries sind die Einreiseformalitäten zügig erledigt und am frühen Nachmittag geht´s mit dem Toyota auf die japanischen Straßen. Wir machen erstmal einen Großeinkauf und übernachten auf einem von Tatiana empfohlenen Parkplatz am Strand.
Am nächsten Tag starten wir unser Sightseeing-Programm mit der schönen Burg von Matsue und dem bedeutenden Shinto-Schrein Izumo Taisha, der so alt ist wie die Geschichte des Landes. Leider ist das Innere des Schreins wie so oft nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Bei der Fahrt durchs ländliche Honshu stellen wir bald fest, dass fast zu jedem Haus das eigene kleine Reisfeld gehört.
In Hiroshima machen wir mit dem Großstadtverkehr und den damit verbundenen Parkplatzproblemen Bekanntschaft: Sobald man einen freien Parkplatz in den teileweise engen Straßen befahren hat, klappt nach ein paar Minuten eine automatische Wegfahrsperre in Form eine breiten Blechs unter dem Wagen hoch. Beim ersten Mal sind wir doch etwas nervös, finden aber einen hilfsbereiten Japaner, der uns die Funktionsweise des Parkscheinautomaten erklärt. Hier in Hiroshima und später in der sehr beeindruckenden Gedenkstätte in Nagasaki fragen wir uns schon, warum die Atombombenabwürfe durch die Amerikaner nicht auch als schwere Kriegsverbrechen gelten.
Von Nagasaki aus geht es weiter in den Süden von Kyushu, wobei wir die Erdbebenregion um Kumamoto großräumig umfahren. Auf dem Ebino-Plateau im Kirishima Yaku Nationalpark unternehmen wir unsere erste kleine Wanderung mit dem Regenschirm, da für diesen und die folgenden Tage keine Wetterbesserung in Sicht ist. Unser nächstes Ziel ist eine kleine Insel mit dem 1060 m hohen Vulkan Sakurajima, der seit 1955 pausenlos aktiv ist, wovon wir allerdings nichts merken.
An der Südküste von Kyushu scheint endlich mal wieder die Sonne und wir genießen die Fahrt auf der breiten Straße entlang der schönen Nichinan- Küste, die teilweise sogar von Palmen gesäumt ist. Von Saganoseki aus setzen wir mit der Fähre über nach Misaki auf Shikoku, wo wir es uns am einsamen Strand von Nashishi gut gehen lassen.
Über einen fast 1100 m hohen Pass erreichen wir das landschaftlich reizvolle Iya-Tal, wo wir über vor ca. 1000 Jahren geformte Hängebrücken aus Lianen (kazura-bashi) spazieren, die bei Higashi-Iya den hier recht schmalen Iya-Flüss überspannen. Die dank kontinuierlicher Pflege noch gut erhaltenen Exemplare wurden erst kürzlich mit Brettern verstärkt und mit Seitengeländern versehen. In der Nähe befindet sich das kleine Dorf Nagoro, in dem man überall auf lebensgroße Puppen trifft, die von einer einheimischen Künstlerin nach dem Vorbild der Dorfbewohner gefertigt wurden.
In Takamatsu besuchen wir den Risurin-koen, der als einer der schönsten Gärten Japans gilt. Er wurde MItte des 16. Jahrhunderts angelegt und bildet heute eine kleine Oase der Ruhe am Rand der hektischen Hafenstadt.
Über zwei beeindruckende Hängebrücken fahren wir zurück nach Honshu, wo wir dem berühmten Daibutsu (Großer Buddha) im Todai-ji von Nara einen Besuch abstatten. Diese 15 m hohe imposante Buddha-Statue aus Bronze aus der Edo-Zeit steht in einer riesigen Halle, die als größtes Holzgebäude der Welt gilt. Die Wächter Buddhas sind Meisterwerke der Holzschnitzkunst.
Mit Kyoto erreichen wir die kulturelle Hauptstadt Japans: 17 UNESCO-Welterbestätten, 1600 buddhistische Tempel, 400 Shinto-Schreine. Da wir es vorziehen, uns außerhalb der Stadt einen Stellplatz zu suchen, steuern wir den Vorort Inari, der nur zwei Zugstationen vom Zentrum Kyotos entfernt liegt. Hier befindet sich der Fushimi-Inari-Taisha mit seinen berühmten roten Schreintoren, an dem am Sonntagnachmittag Hochbetrieb herrscht. Die Besuchermassen sind uns einfach zu viel, so verschieben wir die kurze Wanderung entlang des Pilgerwegs zum Inari-san auf den nächsten Morgen. Dies lohnt sich, da um 06:30 morgens nur wenige Touristen hier unterwegs sind.
Nach dem Frühsport fahren wir mit dem Zug nach Kyoto, wo wir uns aus dem riesigen Angebot an Schreinen und Tempeln nur ein paar herauspicken. Wir beginnen mit dem Nanzen-ji, der neben seinem gewaltigen Eingangstor San-mon, einen schönen Garten und den etwas versteckt gelegenen kleinen Tempel Oku-no-in zu bieten hat. Der Shoren-ji besticht mit seiner schlichten und eleganten Innenarchitektur und dem stimmungsvollen Garten.
Mehr als das imposante Eingangstor des Chion-in beeindrucken uns die unzähligen Busse auf dem Parkplatz daneben, so dass wir von einem Besuch dort absehen. Vorbei an zahlreichen kleineren Tempeln, Schreinen und anderen Sehenswürdigkeiten gelangen wir in die Altstadt Kyotos, in deren historischen Gebäuden sich wie überall auf der Welt vorwiegend Souvenirläden und Restaurants befinden. Wobei das Angebot an kunstvoller Keramik schon toll ist, aber auch seinen Preis hat.
Auf dem betriebsamen Nishiki-Markt probieren wir einige Schmankerl, wie z. B. gegrillte Tintenfische mit Honigglasur - sehr lecker! Der Bahnhof von Kyoto ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Die futuristische Architektur dieser Stahl-Glas-Konstruktion mit verschiedenen Ebenen mit Restaurants usw. macht aus einem reinen Zweckbau eine kleine Erlebniswelt für sich.
Auch im Bambushain von Arashiyama lohnt sich das frühe Aufstehen. Wir müssen diese "Naturschönheit" nur mit wenigen anderen Frühaufstehern teilen. Nach so viel Kultur zieht es uns in Richtung Japanische Alpen, wobei die Wetterverhältnisse leider den Besuch höherer Regionen vereiteln. Im Gokayama-Bezirk schauen wir uns in Suganama und in Ainokura die traditionellen Häuser mit steilen Grassdächern an, die für das hiesige Schneeaufkommen bestens geeigent sind.
In Kunodate, nun schon im Norden Honshus, ist das alte Samurai-Viertel buke yashiki mit seinen Villen und von Kirschbäumen gesäumten Straßen noch sehr gut erhalten. Die sinnflutartigen Regenfälle sind fürs Fotografieren allerdings weniger geeignet. Am Towado-ko, dem größten Kratersee von Honshu, ist auch keine Wetterbesserung in Sicht und so zieht es uns nach Hokkaido, wo es laut japanischer Volksmeinung keine Regenzeit gibt.
Vom Fährhafen Aomori aus gelangen wir nach Hakodate, dessen historische Bauten wir auf einem Morgenspaziergang erkunden. Von dort geht es weiter in den Shikotsu-Toya-Nationalpark, wo wir es mal wieder mit einer Wanderung versuchen. Aber bei gefühlter Windstärke 10, dichtem Nebel und Nieselregen auf dem Kraterrand des Tarumae-san vergeht uns doch der Spaß. Auf dem Weg nach Furano im Daisetsuzan-Nationalpark bessert sich das Wetter deutlich.
Jetzt wir es endlich Zeit für einen Onsen-Besuch. In der versteckt im Wald gelegenen heißen Quelle fukiage-roten-no-yu üben wir uns in der japanischen Badekultur. Im Nordostzipfel von Hokkaido erstreckt sich der Shiretoko Nationalpark mit der höchsten Braunbärendichte der Insel, weshalb man auch nicht im Park übernachten darf. Leider bekommen wir weder Bären noch landschaftliche Highlights zu sehen, da die Sicht erheblich von tief hängenden Wolken und Nebel beeinträchtigt wird. Im Akan Nationalpark wärmen wir uns in einer heißen Quelle wieder auf. Aufgrund der düsteren Wetteraussichten entscheiden wir uns für die Rückkehr nach Honshu, wo es zwar viel regnet, aber zumindestens warm ist. Entlang der reizvollen Ria-Küste fahren wir nach Süden. Die Küste wurde von dem großen ostjapanischen Erdbeben 2011 bzw. dem nachfolgenden Tsunami besonders stark betroffen. Zurzeit gleichen viele Küstenabschnitte hier riesigen Baustellen, da Schutzdämme usw. errichtet werden.
In Nikko erwartet uns neben der Kaiserlichen Villa mit ihrer schlichten Eleganz und dem schönen Garten noch eine UNESCO-Welterbestätte, die uns wirklich sehr beeindruckt: der Shinto-Schrein Toshu-gu.
Auch wenn eine der Hauptsehenswürdigkeiten des Schreins - das Sonnenuntergangstor Yomein-mon - wegen Restaurierungsarbeiten teilweise eingerüstet ist, überwältigt uns die Pracht der anderen Gebäude.
Von Nikko aus geht es in die Fuji-Region. Den Gedanken an eine mögliche Besteigung haben wir wegen der Wetterverhältnise schon aufgegeben, aber vielleicht können wir diesen heiligen Berg Japans wenigstens sehen. Als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk für Uwe präsentiert sich der Fuji-san bei der Anfahrt nach Kawaguchi-ko in der Abendsonne vollkommen wolkenfrei.
In der Nacht holt uns das schlechte Wetter schon wieder ein und wir tragen unsere Ausrüstung mit dem Regenschirm in die große "Küchenhalle" eines Campingplatzes, damit nicht auch noch das Geburtstagsfrühstück ins Wasser fällt. Wir verbringen noch zwei Tage am Kawaguchi-ko und fahren dann auf die Izu-Halbinsel. Da wir seit Süd-Hokkaido Geräusche am Hinterachsdifferential haben und Uwe bereits vor einigen Tagen die hintere Kardanwelle ausgebaut hat, baut er hier auch das Differential aus, um nachzusehen, was los ist. Obwohl der Schaden größer als erwartet ist, hält der Toyota noch bis Yokohama durch, wo wir ihn nach zwei nicht gerade ruhigen Nächten unter der Autobahn im Hafen in den Container stellen.
In Tokio führt unser erster Weg ins Nationalmuseum, das mit seinen beeindruckenden Ausstellungsstücken einen guten Überblick über die Geschichte und Kultur Japans vermittelt. Im ruhigen Viertel Yanaka kommen wir auch an einem Friedhof vorbei, auf dem es ganz anders aussieht als bei uns zuhause. Im Senso-Tempel herrscht ein richtiger Touristenauftrieb, besonders in der "Einkaufsstraße" zwischen dem Eingang am großen Donnertor und dem Tempel selbst geht's zu wie auf der Wies'n.
Auf dem Großmarkt Tsukiji, dessen Fischmarkt ab 09:00 Uhr für Touristen zugänglich ist, müssen wir aufpassen, nicht von den herum sausenden Elektrokarren erfasst zu werden. Bei einem abendlichen Bummel durch Harajuku, das angeblich der "Laufsteg" Tokios ist, schauen wir uns die Boutiquen der internationalen Nobelmarken an, die teilweise in architektonisch interessanten Gebäuden untergebracht sind. An unserem letzten Tag in Tokio ist das Wetter so gut, dass wir zum imposanten Verwaltungsgebäude der Metropolregion Tokio fahren und von einem der Türme aus 202 m Höhe den Blick auf die Skyline genießen.
Nach 36 Tagen und 6650 km verlassen wir Japan mit einer Menge neuer Eindrücke und können eigentlich gar nicht so recht verstehen, warum uns ein Besuch dieses interessanten Landes nicht schon früher gereizt hat. |
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