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Auf Städtetour in China

Beijing

Am 30. Juli 2010 treffen wir nach einer Zwischenlandung in Seoul von Honolulu kommend in Beijing ein. Bei dieser Gelegenheit verlieren wir durch Überqueren der Datumsgrenze den im letzten Jahr "hinzugewonnenen" Tag wieder. Als wir aus der U-Bahnstation ins Freie treten, wähnen wir uns in einem römischen Dampfbad – bei über 35°C und einer Luftfeuchtigkeit von fast 90% beträgt die Sicht gerade noch 100 m. Nach einer erfrischenden Dusche in unserem schönen, ganz modernen Zimmer im Hanting Express Hotel machen wir uns auf den Weg ins Paulaner Brauhaus, um nachzuschauen, ob das Bier dort noch so gut ist wie bei Uwes letztem Besuch vor mehr als 12 Jahren. Bei köstlichem Paulaner Dunkel, knuspriger Schweinshaxe und den vielen Aquarellen aus unserem schönen München vergessen wir für eine Weile die für China sehr hohen Preise. In diesem bei den Chinesen seit Jahren beliebten Lokal sind wir zusammen mit ein paar Expats übrigens die einzigen Langnasen.

Unser erstes Ziel ist am nächsten Morgen die Verbotene Stadt, wo wir gleich einen Eindruck davon bekommen, was es heißt, wenn in China Ferienzeit ist. In der weitläufigen Anlage mit ihren prächtigen Gebäuden verteilen sich die Besucherscharen allerdings recht schnell. Zur Olympiade wurde hier sicher fleißig restauriert, da viele Bauwerke in frischen Farben leuchten. Man kann gar nicht mehr aufhören zu fotografieren. Unsere gut vierstündige Besichtigungstour führt uns auch in die kaiserliche Keramik- und Prozellangallerie, deren bis zu 5000 Jahre alten Objekte wirklich faszinierend sind. In der wohl verdienten Mittagspause lassen wir uns eine Pekingente schmecken. Frisch gestärkt nehmen wir uns dann noch den Himmelstempel vor.

Am Sonntag steht der Sommerpalast auf dem Programm, wobei es sich um eine große Parkanlage mit zahlreichen Palästen, Tempeln, Wandelgängen und einem großen See mit Ausflugsbooten handelt. Der ursprüngliche Sommerpalast der Qing-Kaiser aus dem frühen 18. Jh. mit über 200 Palästen soll einst die größte Parkanlage der Welt gewesen sein, bevor er 1860 während der Opiumkriege von britischen und französischen Truppen zerstört wurde, um den Kaiserhof "zur Vernunft zu bringen". Die heute noch vorhandenen Bauten stammen aus dem späten 19. Jh. und vermitteln immer noch einen guten Eindruck der ehemaligen Pracht. Am Nachmittag besuchen wir den farbenprächtigen tibetischen Lamatempel Yonghe Gong, der in dichten Räucherstäbchenrauch gehüllt ist. Neben den uns wohlbekannten Furcht erregenden Wächtergottheiten und goldenen Buddhastatuen gibt es im Pavillon des Zehntausendfachen Glücks eine 18 m hohe Maitreya-Statue zu bewundern, die aus einem einzigen Sandelholzstamm gerfertigt wurde.

Unser supergünstiger Ausflug zur Großen Mauer, den uns eine geschäftstüchtige Chinesin in der Verbotenen Stadt angedient hat, entpuppt sich leider als chinesische "Butterfahrt". Schon beim Verlassen von Beijing führt uns der erste Stopp in die angeblich größte Jadeschleiferei Chinas. Im Laufe des Tages folgen noch eine Seidenspinnerei, eine Teeverköstigung und eine Fußmassage in einem Zentrum für tibetische Heilkunst, wo man ziemlich unwirsch reagiert, als Uwe die angebotene sehr teure Medizin ablehnt. Aber immerhin bleiben auch noch 1,5 Std. Zeit für die Besichtigung der Großen Mauer, allerdings nicht wie angekündigt in Badaling, sondern in Juyongguan, wo man scheinbar erst in jüngster Zeit ein Stück der Großen Mauer "touristenfreundlich" restauriert hat. Auf der Suche nach der Altstadt von Beijing finden wir leider nur ein paar modernisierte Hutongs, die Touristen wohl einen Eindruck von den ursprünglichen alten Wohnvierteln vermitteln sollen.

Xi'an

Die nächste Station auf unserer Städtetour bildet Xi'an, wo wir uns die weltberühmte Terrakotta-Armee anschauen, die zur Bewachung der Grabstätte von Kaiser Qin Shi Huang aufgestellt wurde. Der Anblick der Soldatenformationen in den riesigen Gruben, die erst zu einem Teil ausgegraben sind, ist wirklich beeindruckend. Je nach Waffengattung und Rang sind die lebensgroßen Tonfiguren verschieden gekleidet und weisen unterschiedliche Haartrachten auf. Besonders faszinierend sind die individuellen Gesichtszüge der Figuren, die ja wohl in einer Art "Serienfertigung" hergestellt wurden.
Die vollständig restaurierte Stadtmauer um die ursprüngliche Innenstadt von Xi'an wirkt ein bisschen wie ein Fremdkörper, da sie auf beiden Seiten nur von neuzeitlichen Büro- und Geschäftshäusern und Wohnblocks umgeben ist. Neben Glockenturm, Trommelturm sowie Kleiner und Großer Wildganspagode stellt das Historische Museum Shaanxi (ab 1000 v. Chr. kaiserliche Hauptstadt für 11 Dynastien) mit seiner umfassenden Sammlung von Grabbeigaben aus Keramik und Bronzegefäßen ein echtes Highlight dar.

Shanghai

In Shanghai wohnen wir zentral am Bund, direkt hinter dem neuen Waldorf-Astoria, und können somit jeden Abend die schöne Kulisse vom Bund und dem gegenüberliegenden Pudong genießen. Natürlich besuchen wir auch die Expo 2010, die täglich zwischen 200 000 und 500 000 Besucher anzieht. Während das befürchtete Gedränge am Eingang und auf dem weitläufigen Gelände ausbleibt, stehen vor vielen Pavillons allerdings lange Warteschlangen. Am deutschen Pavillon "banlancity" z. B. beträgt die Wartezeit für den Einlass durchschnittlich 2-5 Stunden. Bei einem Bier am Hofbräu-Ausschank kommen wir mit einem Mitarbeiter ins Gespräch, der uns dann von einem Kollegen über den VIP-Eingang Einlass verschafft. Uns und offensichtlich auch den Chinesen gefallen die Themenschwerpunkte Umwelt- und Energietechnik gut, die an vielen multimedialen und interaktiven Ständen veranschaulicht werden. Da Schlangestehen nicht so unser Ding ist und wir auch keine Klapphocker dabei haben wie die meisten Chinesen, beschränken wir uns auf den Besuch weniger Pavillons, darunter den von Indonesien (unserem nächsten Reiseziel) und den afrikanischen Gemeinschaftspavillon, der bei den Chinesen wegen der vielen dort erhältlichen Stempel für ihre Expo-Ausweise beliebt zu sein scheint.
Im touristischen Zentrum der Altstadt von Shanghai sind die meisten Gebäude im Stil altchinesischer Paläste gestaltet und es gibt reichlich Souvenirs aller Art zu kaufen. Der angrenzende über 300 Jahre alte Jadegarten Yu Yuan ist ein hervorragendes Beispiel für klassische chinesische Gartengestaltung mit Teichen, Pfaden, Brücken und arrangierten Felsen. Auf dem Weg zur nächsten U-Bahnstation kommen wir durch ein echtes Altstadtviertel mit kleinen, dicht gedrängten Häusern, Wäscheleinen, Verkaufsständen für Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Backwaren usw. vor den Häusern und zahlreichen Garküchen. Die ehemalige französische Konzession mit ihren edlen Modeboutiquen, Luxuskaufhäusern und anderen schicken Läden vermittelt heute einen Hauch von Eleganz. Das Shanghai Museum bietet mit seinen erstklassig präsentierten Exponaten einen guten Überblick über sämtliche Facetten der chinesischen Kunst und Kultur.

Hongkong und Macau

Die Einreise in die Sonderverwaltungszone Hongkong mit dem Bus von Shenzhen kommend dauert am Sonntagnachmittag eine gute Stunde, vielleicht weil viele Hongkonger von einem Wochenendausflug nach Mainland-China zurückkehren. In Tsim Sha Tsui beziehen wir in Tom's Guesthouse im berüchtigten Chung King Mansion, das sich direkt hinter der Nobelherberge Peninsula Hotel befindet, unser bisher kleinstes Zimmer (2,5 x 2,5 m inkl. Nasszelle, AC u. Ventilator). Die imposante Skyline von Hongkong ist bei Tageslicht und insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit immer wieder faszinierend und abgesehen von den grenzenlosen Shopping-Möglichkeiten sicher die Hauptattraktion der Stadt. Alle Modedesigner und Juwelliere von Weltrang sind hier gleich mit mehreren Filialen vertreten und der Stromverbrauch der bei offenen Türen auf Kühlschranktemperatur heruntergekühlten Geschäfte und riesigen Shopping Malls muss enorm sein. Bei einem Ausflug nach Sok Kwu Wan auf Lamma Island genießen wir in einem kleinen Fischrestaurant leckere Meeresfrüchte und die ruhige Abendstimmung.
Am vorletzten Tag unseres Chinaaufenthalts fahren wir mit einer High-Speed-Fähre in die Sonderverwaltungszone Macau, was wieder einige Stempel in unsere Pässe bringt, da wir insgesamt viermal einen Immigration-Schalter passieren müssen. Vom Fähranleger machen wir uns zu Fuß auf den Weg in die "Altstadt", vorbei an großen Spielkasions und Hotelanlagen, die teilweise ganz im Stil von Las Vegas als Nachbauten europäischer Architekturstile gestaltet sind. Das Fortaleza do Monte bietet einen Rundblick auf die nicht gerade fotogene Stadt. Vorbei an der Fassade der ehemaligen Kathedrale São Paulo geht es zum Largo do Senado, dem Hauptplatz der Altstadt mit einigen historischen Gebäuden, die in frischer Farbenpracht leuchten.

(Durch Doppelklick werden die kleinen Fotos groß.)

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