München – Van-SeeAm 1. Oktober 2012 starten wir zu unserer Afrikareise. Aber bis Afrika ist es diesmal ein langer Weg, da wir uns wegen unserer Reise durch Ägypten im Jahr 2004 und wegen der aktuellen Krise in Syrien für die Anreise über die Arabische Halbinsel entscheiden. Über Österreich, Ungarn, Serbien und Bulgarien geht es nach Istanbul, wo wir Europa auf der Bosporus-Brücke mal wieder Servus sagen. Unseren ersten längeren Stopp machen wir in der schönen Karstlandschaft von Kapadokien, wo man in früheren Zeiten sowohl ober- als auch unterirdisch in die Felsen "gebaut" hat.
In Kaymakh fasziniert uns besonders die ausgeklügelte Belüftungstechnik dieser unterirdischen Stadt, die sich über 8 Etagen (4 freigelegt) in die Tiefe erstreckt. Vom "durchlöcherten" Tufffelsen in Uchisar genießen wir den Blick in diese phantastische Landschaft mit ihren bizarr erodierten Felsgebilden und "Feentürmen". In Göreme wurden manche Felsen früher u. a. als Kloster genutzt und einige der in die Felsen gehauenen Kirchen zeigen noch heute ihre farbenprächtigen Fresken.
Auf ausgezeichneten, meist vierspurigen Straßen geht es weiter durch das anatolische Hochland, wo der Touristenandrang merklich nachlässt. Vom zurzeit wieder aktuellen Kurdenproblem bekommen wir nichts mit. Kontrollen gibt es an der Strecke nicht und wir werden überall freundlich und hilfsbereit empfangen. Bei Tatvan erreichen wir den Van-See, der siebenmal so groß ist wie der Bodensee, aber wegen seines extremen Salzgehaltes nur an den Flussmündungen einen Lebensraum für Fische bietet, die allerdings sehr gut schmecken.
IranWir entschließen uns, über den kleinen Grenzübergang bei Kapiköy in den Iran einzureisen, da Uwe der nördlich gelegene Hauptgrenzübergang bei Gürbulak als zu hektisch in Erinnerung ist. Nachdem die Grenzbeamten auf der iranischen Seite gegen 10:00 Uhr ihr Dienstfrühstück beendet haben, geht die Abfertigung zügig voran. Ein Arzt befragt uns nach unserem Gesundheitszustand und schenkt uns eine Tourismusbroschüre der Gegend.
In Isfahan finden wir direkt neben dem schönen Imam-Khomeni-Platz mit seinen weltberühmten Sehenswürdigkeiten einen bewachten Parkplatz und können uns so unbesorgt dem Kulturgenuss widmen. Die Imam-Moschee mit ihrem versetzten Portal ist wirklich ein beeindruckendes Bauwerk, besonders das farbenprächtige Innendekor gefällt uns sehr gut. Leider ist der Innenhof durch flächendeckend angebrachte Sonnenschutzplanen etwas verunstaltet.
Die kleine Scheich-Lotfalla-Moschee mit ihrer beigefarbenen Kuppel ist ein echtes architektonisches Juwel. Ihr prächtig gestalteter Innenraum wirkt im durch die Fenster einfallenden Sonnenlicht wirklich überwältigend. Als drittes wichtiges Bauwerk am 500 x 160 m großen Imam-Khomeni-Platz mit seinen gepflegten Grünanlagen und Wasserfontänen besichtigen wir den ursprünglich als Regierungssitz gebauten Kakh Ali Gahpu, dessen Terrasse gerade umfassend restauriert wird. Frühere Herrscher pflegten von hier die Polospiele auf dem Platz zu beobachten. An der Nordseite des Platzes schließen sich weitläufige Basare an, unter deren Kuppeldächern man bei angenehmen Temperaturen endlos bummeln kann.
Im trockenen Wüstenklima des zentralen iranischen Hochlandes haben nicht nur von früheren Herrschern geschaffene Bauwerke die Zeiten überdauert, sondern auch ausgedehnte Siedlungen mit Festungscharakter wie beispielsweise bei Izadhvast. Vor Persepolis schauen wir uns noch Pasagard an. In dieser Hauptstadt des Persischen Reiches unter Zyprus I ist sein Grabmal heute das am besten erhaltene Bauwerk. Auch die beeindruckenden Felsengräber der Perserkönige in Naghsh Rostam sind einen Besuch wert.
Mit Persepolis, der von Darius I ab 512 v. Chr. erbauten Metropole, steht ein weiteres Highlight auf dem Programm. Auch wenn Alexander der Große bei seiner Zerstörung der Stätte nicht viel übrig gelassen hat, begeistern noch immer viele Details, besonders die gut erhaltenen Wandreliefs an den Treppenaufgängen zur Apadana (Audienzplatz).
Nach einem ausgedehnten Rundgang und dem Erklimmen der beiden Felsengräber probieren wir zum ersten Mal ein iranisches alkoholfreies Bier und wundern uns, was man aus Hopfen, Malz und Wasser so alles machen kann. Wir übernachten auf dem großen Parkplatz, wo es mit der Nachtruhe leider nicht weit her ist, da sich hier anscheinend die Jugend aus Marv Dast und Umgebung austobt.
Als wir am Donnerstag in Shiraz eintreffen herrscht auf den Straßen der Altstadt reger Betrieb, da die iranischen Familien ihren Wochenendeinkauf erledigen. Trotzdem erscheint uns die Atmosphäre in der Stadt entspannter als in Isfahan, wo es die Menschen eiliger zu haben scheinen. Wir beginnen unser Besichtigungsprogramm mit einer alten Koranschule, in die uns ein Mullah persönlich einlässt.
Anders als in Isfahan sind die historischen Bauwerke hier vorwiegend mit floralen Motiven dekoriert, die eine ganz eigene Farbenpracht entwickeln. Besonders schön ist dies in der Nashir-ol-Molk-Moschee zu sehen, in deren Gebetsraum das durch große Buntglasfenster einfallende Sonnenlicht für eine besondere Stimmung sorgt.
In der mächtigen Zitadelle sind in einigen Räumen noch ein paar historische Trachten ausgestellt, am besten gefällt uns aber das ehemalige Hamam des Herrschers Karim Khani. Auch wir decken uns in Shiraz mit Proviant ein, bevor wir unsere letzte Etappe im Iran in Angriff nehmen. Die Landschaft wird flacher und senkt sich allmählich zum Persischen Golf hin ab, wo uns Bandar Abbas mit gut 40°C und über 80 % Luftfeuchtigkeit empfängt. Wir schauen bei der Schifffahrtsgesellschaft vorbei und verbringen die 1,5 Tage Wartezeit bis zur Abfahrt der Fähre nach Sharjah im Touristenkomplex vom Geno Geysir, der noch aus Shah-Zeiten stammt.
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Länderinformationen: Iran |
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