Marokko

Am 15. September 2023 geht es mal wieder in Richtung Afrika. Trotz des schweren Erdbebens in Marokko am 8. September starten wir wie geplant zu unserer Marokkoreise, da unsere vorgesehene Route vom Erdbeben kaum betroffen ist. Wir haben die Fähre von Barcelona nach Nador gebucht, mit der wir nach einer 29-stündigen Überfahrt den afrikanischen Kontinent erreichen. Im Gegensatz zu dem Chaos im Hafen von Barcelona ist die Einreise nach Marokko in einer halben Stunde erledigt.

Von Nador aus fahren wir in Richtung algerische Grenze und an dieser entlang weiter in Richtung Süden. Auf dem Weg nach Tendara versorgen wir uns mit frischem Obst, Gemüse und leckerem Fladenbrot. In Tendara verlassen wir die Asphaltstraße und folgen der Piste Richtung Iche. An einem kleinen Dünenfeld finden wir einen schönen Übernachtungsplatz, an dem uns vorbeikommende Marokkaner in ihrem Land willkommen heißen.

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Ruinen des Bahnhofs von Tendara Übernachtungsplatz am Dünenfeld Auf dem Weg nach Iche

Gegen Mittag des nächsten Tages erreichen wir die kleine Oase Iche. Hier führt uns Mohammed sowohl durch das neue Dorf mit ca. 100 Einwohnern, Schule und Krankenhaus als auch zu den Ruinen des altes Ortes, dessen Lehmhäuser bei Starkregenfällen 2011 stark beschädigt wurden. Anschließend machen wir uns auf den Weg nach Figuig.

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Auf dem Weg nach Iche Ruinen im alten Iche Unterwegs nach Figuig

Nach der Fahrt durch eine schöne Berglandschaft wählen wir den kleinen Stausee Sefelssif als Übernachtungsplatz und beobachten die Reiher dort. Am nächsten Tag kaufen wir in Figuig Proviant und Diesel, bevor es Richtung Mengoub weitergeht. Mit dem kürzesten Weg dorthin, der wieder parallel zur algerischen Grenze verläuft, scheint es aber ein Problem zu geben. Nach längerer Diskussion an einem Militärposten will man uns nur mit Militärbegleitung passieren lassen. Da dies offensichtlich organisations- und zeitaufwendig ist, nehmen wir dann doch die Asphaltstraße über Bouárfa.

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Übernachtungsplatz am Barrage Sefelssif Piste nach Figuig Am Erg Chebbi

Hinter Boudenib verlassen wir die N10 und biegen auf die Piste nach Merzouga ab. Am nächsten Tag lassen wir die Hamada (Steinwüste) hinter uns und erreichen die ersten Ausläufer des Erg Chebbi. Mit dem Ausblick auf die schönen hohen Dünen des Ergs und diverse weniger schöne Touristencamps davor übernachten wir vor Merzouga.

Den nächsten halben Tag verbringen wir damit, unsere mal wieder defekte Klimaanlage reparieren zu lassen. In Merzouga kann man uns nicht helfen, schickt uns aber zu einem "Spezialisten" nach Erfout. Als der nach einem "Sekundenblick" unter den Toyota das Leck an der AC angeblich entdeckt hat und dieses mit Silikon abdichten will, reicht es uns und wir fahren weiter nach Rissani. Hier haben wir mal wieder Glück, da man uns an einer Hotelrezeption den Mechaniker empfiehlt, der die Klimaanlagen im Hotel wartet. Dieser findet nach kurzer Suche das Leck in einer Leitung, das er sorgfältig verlötet und überprüft. Die Reparatur inklusive Gasfüllung kostet mit 300 Diram nur die Hälfte von dem, was der Betrüger in Erfout haben wollte.

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Hohe Düne im Erg Chebbi Rastplatz vor Alnif Unterwegs nach Zagora

Kurz vor Alnif beenden wir den Tag im Schatten einer einsamen Schirmakazie. Hinter Alnif fahren wir wieder durch eine schöne Berglandschaft Richtung Boumaine-du-Dadès. Über die Straße der Kasbahs erreichen wir zum Shopping-Stop den Carrefour in Quarzazate. Außer Hotels sind die Carrefour-Märkte die einzigen uns bekannten Orte in Marokko, wo es alkoholische Getränke zu kaufen gibt.

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An der Straße der Kasbahs Dattelpalme Gut erhaltene Kasbah

Von Quarzazate aus geht es zurück über den Anti-Atlas nach Zagora. Wir folgen der Asphaltstraße bis Mhamid, bevor es auf Pisten durch die Ausläufer des Erg Chegaga geht. Im Gegensatz zum Erg Chebbi ist dieser touristisch noch wenig erschlossen.

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Unterwegs nach Zagora Mittagsrast im Erg Chegaga Erg Chegaga

Gerade noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang erreichen wir die grandiosen Felsformationen vor Foum Zguid, einen unserer schönsten Übernachtungsplätze. Aufgrund der hohen Temperaturen fahren wir bereits am nächsten Vormittag weiter und biegen bei Foum Zguid auf die N12 ab. Zwischen Icht und Assa lassen wir uns zu einer parallel zur Straße verlaufenden Piste verleiten, die sich als schlechte Alternative erweist, da wir mehrere Stunden über üble steinige Wege ohne jeden landschaftlichen Reiz rumpeln.

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Traumhafter Übernachtungsplatz Felsformationen bei Foum Zguid bei Sonnenaufgang Ksar de Tafnidilt

Hinter Assa folgen wir einer schmalen Asphaltstraße bis Aouint Ighoman. Die Weiterfahrt Richtung Ayoun du Trâa gestaltet sich wegen des unübersichtlichen Pistenverlaufs etwas schwierig, aber nach gut zwei Stunden erreichen wir dann doch die N1. Von dort sind es nur noch ein paar Kilometer bis Ksar de Tafnidilt, wo wir Tinas Geburtstag feiern wollen. Die Vorfreude auf einen kühlen Pool und ein Abendessen im Restaurant erweist sich jedoch als Flopp, da der Pool jetzt am Saisonbeginn noch nicht gefüllt und das Restaurant noch geschlossen ist. Wir genießen den Aufenthalt in der schönen Hotelanlage mit Campingplatz trotzdem und nutzen die Gelegenheit zum Wäschewaschen.

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Steilküste am Atlantik Plage Blanche Bucht von Foum Assaka

Von Ksar de Tafnidilt aus geht es durch anspruchsvolles Gelände an die Steilküste des Atlantiks. Vorbei an zahlreichen Militärposten, die wir unbehelligt passieren, erreichen wir über eine steile Abfahrt rechtzeitig zum Niedrigwasserstand das Qued Aoreora, nach dessen Querung der Plage Blanche vor uns liegt. Zwischen dem Meer auf der einen und hohen Sanddünen auf der anderen Seite genießen wir die schnelle Fahrt auf der 30 km langen Strandpiste, die nur bei Ebbe befahrbar ist. Die "Strandpartie" endet mit einem Steilaufstieg, den unser Toyota problemlos meistert.

Auf iOverlander haben wir das Restaurant Le Rayon Vert entdeckt, auf dessen Parkplatz wir zwei Nächte verbringen. Auch wir werden in dem für sein gutes Essen gelobten Restaurant nicht enttäuscht und holen mit einem sehr leckeren Menü aus Meeresfrüchten, Fisch und einem Superdessert Tinas Geburtstagsessen nach.

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Restaurant Le Rayon Vert Leckere Meeresfrüchte Im Anti-Atlas

Nach den Tagen am Meer geht es wieder in den Anti-Atlas: Über Tiznit, Anezi und Tafraoute erreichen wir Ighrem. Wir genießen die Ausblicke auf die herrlichen Berge und die kleinen Dörfer, die noch in schwindelnden Höhen an den Berghängen kleben. Viele bestehen aus einem alten Teil mit meist zerfallenen Lehmhäusern und einem neuen Teil mit mehrstöckigen Steinhäusern. Unterwegs überqueren wir mehrere bis zu 1800 m hohe Pässe.

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Auf den Weg in den Hohen Atlas Im Hohen Atlas El-Kelaa-des-Mougna

Weiter auf der R106 erreichen wir Taliouine und damit den Hohen Atlas. In Askaun erkundigen wir uns, ob der Tizi-n-Melloul (Pass) befahrbar ist. Da die Antwort "bonne route" lautet, geht es hinauf auf 2513 m. Obwohl wir uns hier nah am Erdbebengebiet befinden, sind keine Schäden zu erkennen. In Quarzazate füllen wir erneut unsere Vorräte auf, bevor wir in El-Kelaa-des-Mougna die Straße der Kasbahs verlassen.

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Im Hohen Atlas Passstraße zum Col de Tizi N`Hmid Auf dem Col de Tizi N`Hmid (3005 m)

Für die nächsten zwei Tage fahren wir auf einer Hochgebirgsstraße, wie man sie in den Alpen nicht findet. Hinter Ameskar erreichen wir den Col de Tizi N`Hmid, den mit 3005 m höchsten Straßenpass Marokkos. Mit dem Pass haben wir die Wasserscheide überquert und auf der Nordseite des Atlasgebirges wird die Landschaft deutlich grüner. Es geht noch über zwei weitere Pässe, bevor wir Tabant erreichen.

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Überlebenskünstler im Hochgebirge Traditionelle Speicherburg Ausblick ins Tal

Auch am nächsten Tag sind noch sechs Pässe zu überqueren, die alle deutlich über 2000 m hoch sind. Die Berglandschaft ist wieder vom Feinsten, mit tollen alten Bäumen an manchen Hängen und phantastischen Ausblicken auf die Berge, Gehöfte und kleine grüne Oasen.

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Catédral de Roches Im Assif-Melloul-Canyon Im Assif-Melloul-Canyon

Ein weiteres Ziel ist die Catédral de Roches, eine beeindruckende Felsformation. Von dort fahren wir entlang des Flusses Assif Melloul, der einen kurvenreichen Canyon durch das Bergland des Hohen Atlas geformt hat. Große Fahrzeuge haben hier mit der schmalen Piste und den Felsüberhängen zu kämpfen, während unser Toyota locker dahinrollt.

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Im Assif-Melloul-Canyon Landschaft bei Imilchil Farbige Felsen bei Imilchil

Kurz vor Imilchil verbringen wir eine angenehm kühle Nacht am Lac-de-Tislit. Vor Tounfite biegen wir auf eine Piste Richtung Midelt ab. Wir passieren ein Waldgebiet nach dem anderen und viele kleine Dörfer, in denen morgens vorwiegend Berberfrauen auf Eseln zu ihren Feldern unterwegs sind.

Am Talkessel des Cirque de Jaffer, eine Sommerweide, müssen wir uns entscheiden, ob wir die direkte Piste nach Midelt nehmen oder doch die enge Schlucht Richtung Zaida versuchen. Deren Beschreibung bei der "Pistenkuh" klingt dramatisch: Engstellen, große Felsbrocken, enger Kurvenradius, und im Internet wird auch noch von Steine werfenden Kindern berichtet. Nun ja, die Durchfahrt ist anspruchsvoll, aber das wirklich kritische Stück ist nur ein paar Hundert Meter lang, allerdings gibt es kein Zurück, wenn man erstmal in der Schlucht drin ist. Kinder haben wir dort übrigens nicht gesehen.

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Cirque de Jaffer In der Schlucht Landschaft bei Khenifra

Kurz nach der Ausfahrt aus der Schlucht finden wir einen geeigneten Übernachtungsplatz und erholen uns erstmal von der aufregenden Passage. Über Nebenstraßen fahren wir am nächsten Tag durch nicht mehr so spektakuläre, aber doch reizvolle Landschaften über Boumia, Khenifra und Dulmes nach Khemisset. Im angrenzenden Forêt de la Maamora wollen wir uns einen letzten freien Übernachtungsplatz suchen, was aber gar nicht so einfach ist. Zuerst suchen wir den Wald, dann ist dieser so dicht bevölkert, dass wir schon fast aufgeben und erst beim allerletzten Versuch doch noch fündig werden.

Unsere letzten zwei Tage in Marokko wollen wir ganz entspannt in Moulay Bousselham am Meer verbringen. Die beiden dort von uns angesteuerten Campingplätze sind allerdings mittlerweile außer Betrieb. So entschließen wir uns, gleich nach Assilah weiterzufahren. Dort gibt es noch zwei passable Campingplätze, deren Tage wegen der immer näher rückenden städtischen Bebauung wohl leider gezählt sind.

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Am Strand von Assilah In der Altstadt Kunst am Bau

Wir entscheiden uns für den Campingplatz Echirigui und bleiben dort drei Nächte. Wir genießen noch mal den frischen Fisch und gehen am Strand spazieren. Die schöne Altstadt von Assilah mit ihren bemalten Hauswänden ist leider recht steril geworden. Während bei unserem ersten Besuch 2006 in der Altstadt noch das Leben pulsierte, werden die heute klinisch sauberen Gassen zwischen den edelsanierten Gebäuden wohl nur noch von Touristen bevölkert, wenn diese hier einen Stopp einlegen.

Von Ceuta gibt es die günstigste Fähre nach Europa, mit der wir nach einer Stunde in Algesiras eintreffen. Nun treten wir hier entlang der spanischen Mittelmeerküste die lange Heimfahrt nach München an. Da wir nicht wieder durch das Rhônetal, das Elsass und den Schwarzwald fahren wollen, geht es dieses Mal über Italien und den Gardasee zurück nach Hause. Wir können Marokko als wunderschönes und unkompliziertes Land für Individualreisende mit eigenem Fahrzeug nur empfehlen!