Essen – Dakar 14.04.2006 bis 13.05.2006Am 14. April 2006 starten wir von Essen aus um 04:11 Uhr in Richtung Spanien. Über Paris und Madrid erreichen wir in zwei Tagen Tarifa, den Hafenort an der Straße von Gibraltar. Frühmorgens setzen wir mit der ersten Fähre nach Tanger über, wo wir unsere Marokko-Rundreise beginnen. Nach einer kurzen Rast auf dem Campingplatz Miramonte und einem Abstecher zum Cap Spartel (nordwestlichster Punkt des afrikanischen Kontinents) machen wir einen Ausflug nach Asilah.(Durch Anklicken werden die Fotos groß angezeigt.)
Hier gibt es in der von einer Festungsmauer noch vollständig umschlossenen Altstadt an vielen Hauswänden großflächige moderne Gemälde, die uns gut gefallen. Den Nachmittag und Abend verbringen wir in der Altstadt von Tanger.
In Tetouan zieht sich die Medina einen recht steilen Hang hinauf. Wir spazieren durch enge und lange Gassen, die teilweise durch Verbindungen zwischen den Häusern überbaut sind, und genießen die Atmospäre in dieser richtig belebten Altstadt, die scheinbar noch nicht zur bloßen Touristenattraktion verkommen ist. Über Chefchaouen, das uns viel touristischer erscheint, geht es durch das Rif-Gebirge weiter nach Fès. Die Berglandschaft ähnelt zunächst mit ihrer kargen Vegetation Hochtälern in den Alpen, während die Hänge später von Terrassenfeldern überzogen sind.
Die nächsten Tage gehören den alten Königsstädten Fès und Meknès. Zwischendurch gibt es in Volubilis (UNESCO-Weltkulturerbe) noch jede Menge römische Kultur zu bestaunen.
Der Pilgerort Mulay Idriss liegt zwar sehr schön auf einem Hügel, aber seine Hauptattraktion, das Grabmal des Mulay Idriss, ist wie alle Moscheen in Marokko für "Ungläubige" leider nicht zugänglich.
In Meknès herrscht rege Geschäftigkeit, da seine Majestät Hassan II für den nächsten Tag seinen Besuch angekündigt hat. Viele Bereiche sind schon großräumig abgesperrt und in letzter Minute werden noch eilig Wege betoniert für den hohen Gast.
Über den Mittleren und Hohen Atlas und durch die üppig grünen Ziz-Schluchten erreichen wir Er-Rachidia, das schon am Rand der Sahara liegt. Hier beginnt auch die Straße der Kasbahs, die bis nach Quarzazate führt. Zwischen Tinerhir und Boulmane-du-Dadès verlassen wir die Straße der Kasbahs, um durch die Schluchten von Todra und Dadès sowie über den dazwischen liegenden 2650 m hohes Pass zu fahren. Die Landschaft ist wirklich beeindruckend, allerdings ist Uwe von den großen Hotels und den Touristenmassen am Eingang der Todra-Schlucht so schockiert, dass er glatt das Anhalten vergisst. Bei seinem ersten Besuch hier 1973 gab es lediglich einen einsamen Campingplatz. Hinter Quarzazate lässt der Tourismus spürbar nach. Auf der Strecke Taliouine/Igherm/Tafraoute genießen wir die herrliche Berglandschaft mit schönen Felswänden und Terrassenfeldern mit Getreide in den verschiedenen Reifestadien. Überall leuchten große Teppiche aus orangefarbenen Ringelblumen in der Sonne. Auf den Atlantik stoßen wir erst südlich von Agadir – so weit wagen sich die Überwinterungstouristen mit ihren Wohnmobilen nicht vor. Von hier aus sind es noch fast 1200 km durch die meist ziemlich eintönige Landschaft der Westsahara bis zur mauretansichen Grenze.
Durch das Niemandsland zwischen den beiden Grenzposten führt eine nicht ganz einfache Piste, an der rechts und links Minen-Warnschilder stehen. Am Grenzposten von Mauretanien sind wir wohl endgültig in Afrika angekommen. Die Grenzbeamten erheben sich erst langsam aus ihrem Mittagsschlaf und die Büros von Gendarmerie und Zoll wirken schon sehr rudimentär. Ab Bou Lanouar folgen wir auf 430 km bis Choum den Gleisen der Erzbahn. Als sich in der Nacht ein langer Erzzug (angeblich der schwerste Zug der Welt) nähert, stehen wir auf unserem Übernachtungsplatz neben der Strecke fast senkrecht im Bett und sind froh, als der Höllenlärm nach ein paar Minuten wieder vorbei ist.
Nach mehreren Schaufeleinsätzen erreichen wir am übernächsten Tag Atâr, das nicht viel Sehenswertes zu bieten hat, aber ein wichtiger Versorgungspunkt ist. Dagegen ist die alte, bereits im 12. Jh. gegründete Karawanenstadt Chinguetti ein Highlight. Mit ihren schönen alten Gebäuden trotzt sie seit Jahrhunderten dem ständig anwehenden Saharasand.
Die folgenden 400 km bis Tidjikja sind eine echte Herausforderung. Da wir relativ spät in der Saison unterwegs sind, ist die Piste offensichtlich schon seit längerem nicht mehr befahren worden und besonders in den Weichsandgebieten verlieren sich die spärlichen Reifenspuren im Nichts. Obwohl uns oft nur ein/zwei Kilometer vom nächsten GPS-Punkt trennen, unternehmen wir längere Wanderungen, um Durchfahrtsmöglichkeiten durch die Dünengürtel zu erkunden. Dennoch sanden wir auch bei bis ans Limit reduziertem Reifendruck immer wieder ein. In den Mittagsstunden wird der Wüstensand so heiß, dass wir Socken in den Sandalen anziehen müssen, um unsere Füße zu schützen.
Als wir am späten Nachmittag den Kamm der großen Hangdüne bei Kilometer 250 erreichen, entschädigt uns die phantastische Aussicht für alle Strapazen des Tages. Vor uns leuchtet ein herrliches Dünengebiet in der Abendsonne in Ocker- und Rosatönen.
Nach gut zwei Tagen ist Tidjikja erreicht. Von hier aus führt eine gute Asphaltstraße nach Sangrafa, wo wir auf die "Route de l'Espoir" stoßen, die Mauretanien in West-Ost-Richtung quert. Wir folgen der Straße nur bis Timbedgha, da unser Reiseführer vor den Grenzformalitäten in Néma warnt.
Wir entscheiden uns für die "Grüne Grenze" und erledigen die Einreiseformalitäten für Mali in Nara. Hier laufen die Vorbereitungen für ein Kulturfestival am Wochenende auf Hochtouren und die Straßen sind schon gut gefüllt mit Menschen in farbenprächtigen Gewändern – Afrika wie aus dem Bilderbuch.
Die Weiterfahrt führt uns durch viele schöne malische Dörfer mit strohgedeckten Rundhütten und kleinen Moscheen in der typischen Lehmbauweise. An Brunnen lagern große Viehherden (Kühe, Schafe, Ziegen, Kamele).
Ab Sokolo befinden wir uns im direkten Einzugsgebiet des Niger und aufgrund der Bewässerung geht es nun durch grüne Felder. An den Bewässerungskanälen wird Wäsche gewaschen, Geschirr gespült, gebadet usw. In Markala überqueren wir den drittgrößten Fluss Afrikas und tasten uns über kleine Pisten entlang des Niger-Binnendeltas nach Djenné vor.
Djenné gilt als Zentrum der mittelalterlichen sudanischen Lehmarchitektur und wird immer wieder als schönste Stadt Malis bezeichnet – dem können wir nur zustimmen. Sie ist die älteste und beeindruckendste Handwerksmetropole Westafrikas. Da Djenné seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, sind bereits einige der großartigen Bürgerhäuser restauriert. Die weltberühmte Große Moschee ist leider für Nicht-Muslime tabu, seit dort ein US-Magazin Aufnahmen mit freizügig gekleideten Models gemacht hat.
Auf einer passablen Asphaltstraße geht es weiter bis Douentza, danach "reiten" wir auf einer extrem staubigen Wellblechpiste nach Timbuktu. Da unsere Klimaanlage mal wieder streikt, müssen wir mit offenen Fenstern fahren und sehen bei unserer Ankunft aus wie Indianer. Vom sagenumwobenen Timbuktu sind wir schon etwas enttäuscht. Dass dieser Ort in seiner Blütezeit im 15. Jh. über 15 000 Einwohner gezählt haben soll, ist heute nur noch schwer vorstellbar.
Zurück in Douentza dauert es etwas bis wir die richtige Piste nach Bamba finden. Sie führt direkt in den Gebrigszug der Falaise de Bandiagara hinein und ist teilweise so schmal, dass der Toyota gerade so hindurch passt. In den noch sehr ursprünglich wirkenden Dörfern hat der Tourismus noch keine Spuren hinterlassen. Dies ändert sich jedoch, als wir den Südosthang der Falaise erreichen.
Dies ist auch kein Wunder bei den wunderschönen alten Dogon-Siedlungen, die malerisch am Hang der Falaise kleben. In Ireli machen wir mit einem einheimischen Führer einen Rundgang durch das Dorf bis unter die Speichertürme, in denen Getreide und andere Vorräte gelagert werden. Ganz oben in der Felswand befinden sich in kleinen Höhlen die Gräber, die nur über Strickleitern zugänglich sind.
Auch die Landschaft vor der Falaise mit ihren uralten Bäumen gefällt uns sehr gut. Unser nächstes Ziel ist Mopti, das an der Mündung des Bani in den Niger liegt. Bei einem kühlen Bier in der Le Bozo Bar beobachten wir das geschäftige Treiben am Fluss. In der malischen Hauptstadt Bamako beeindrucken uns nur die großen Mango-Berge, die jetzt überall aufgetürmt sind.
Mit Kayes nahe der Grenze zum Senegal erreichen wir einen der heißesten Orte Afrikas, in dem die Tageshöchsttemperaturen nur zwei Monate im Jahr unter 40°C liegen. Jetzt im April gibt die Michelin-Karte 46°C an, die wir auch spüren. In Bamako kann man in der Toyota-Werkstatt zwar das Leck in der Klimanlage nicht reparieren, aber man füllt zumindest das Gas auf, was bis zur kühleren Atlantikküste reichen sollte.
In Cap Skiring finden wir einen schattigen Stellplatz neben einem Guesthouse direkt am Strand. In den nächsten Tagen lassen wir es uns dort bei leckeren Meeresfrüchten und kühlem Bier gut gehen. Von dort geht es durch Gambia in die senegalesische Hauptstadt Dakar, von wo aus unser Toyota die Heimreise im Container antreten wird.
Nach der Verladung des Toyota, die dank der guten Beziehungen von MadameHachem recht zügig abgewickelt wird, schauen wir uns noch ein bisschen in Dakar um und machen einen Bootsausflug auf die Île de Gorée (UNESCO-Weltkulturerbe). Auf diesem ehemaligen Sklavenumschlagplatz besichtigen wir auch das Maison des Esclaves mit seinem berühmt-berüchtigten "Tor ohne Wiederkehr".
Am Abend des 13. Mai 2006 treten wir nach 30 Tagen und einer gefahrenen Strecke von 12 240 km per Flugzeug die Heimreise nach Essen an. Es war eine schöne und interessante Reise, von der man aus heutiger Sicht (2012) nicht weiß, wann sie wieder möglich sein wird.
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