Unterwegs nach Feuerland
Chiloé
Am 4. November 2009 verbringen wir den einzigen
Sonnentag der Woche im Stau auf der Straße nach Pargua, da die Fischer im
Rahmen eines Streiks den Hafen blockieren. Trotz mehrerer Versuche von
Polizeibeamten uns zur Rückfahrt nach Puerto Montt zu bewegen, harren wir
aus und werden dafür belohnt. Gegen 18:30 Uhr wird die Hafenblockade
beendet und wir setzen trotz der Lkw-Schlange vor uns bereits mit der zweiten
abgehenden Fähre nach Chiloé über. Von Ancud aus starten wir
am nächsten Morgen unsere Besichtigungstour zu einigen der alten
Holzkirchen auf der Insel, von denen die meisten zum UNESCO-Weltkulturerbe
erklärt wurden. Dieser Status sorgt dafür, dass die Kirchen teilweise
sehr schön restauriert sind und auch von innen besichtigt werden
können. Von Quellon aus geht es dann über Nacht mit dem
Fährschiff nach Chaitén.
Carretera Austral
Morgens um 07:00 Uhr macht die Don Baldo in einem
komplizierten "Einparkmanöver" an der ungeschützten Anlegestelle in
Chaitén fest. Wettermäßig sieht es bei starkem Regen nach
Weltuntergang aus, aber es kommt noch besser. Am Pass Portezuelo Moraga (650 m)
pflügt sich der Toyota mit eingelegtem Allradantrieb seinen Weg durch den
Schnee. Eine Stunde später lichten sich die Regenwolken und bei unserer
Frühstückspause am Wegesrand ist es bereits trocken. Hier auf der
Carretera Austral überholen wir erstmals auf unserer Südamerikatour
einen Rotel-Bus aus Passau, der allerdings leer ist. Kurz darauf erfahren wir
auch den Grund, als wir die zugehörige Reisegruppe bei einer Pieselpause
überraschen. Sie ist mit einem Ersatzbus unterwegs, da im Rotel-Bus die
Heizung defekt ist. Im Parque Nacional Queulat scheint mittags sogar die Sonne
und wir machen uns kurzfristig auf die Wanderung zum Aussichtpunkt am
Ventisquero Colgante. Hier treffen wir unerwartet auf zahlreiche
Touristengruppen, unter ihnen auch viele Landsleute. Am nächsten Tag
erreichen wir bei Sonnenschein den wunderschönen Lago General Carrera/Lago
Buenos Aires, wo wir uns auf dem Campingplatz Pudú mit einer netten
deutsch-holländischen Familie aus der Nähe von Münster
unterhalten.
Parque Nacional Los Glaciares
Entlang des Sees geht es nach Argentinien und
anschließend auf der Ruta 40 weiter in Richtung Süden. Bei der Fahrt
nach El Chaltén macht uns der extreme Westwind sehr zu schaffen und mehr
als 60 km/h sind beim besten Willen nicht drin. So haben wir mehr Zeit, den
Anblick des gewaltigen Fitzroy-Massivs zu genießen, das sich in der
Abendsonne zeigt. Der Rio La Leona begleitet uns vom Lago Viedma zum Lago
Argentino und somit zu einem der Highlights Südamerikas dem
Gletscher Perito Moreno. Hier erleben wir mehrere spektakuläre
Eisabbrüche.
Parque Nacional Torres del Paine
Auf dem Weg zurück nach Chile queren wir mal
wieder eine Schneefront und freuen uns daher umso mehr, als bei der Einfahrt in
den Parque Nacional Torres del Paine die Sonne scheint. Eine neue Parkzufahrt
beschert uns auf dem gesamten Weg entlang des Lago del Toro herrliche Ausblicke
auf die beeindruckenden "Cuernos". Auf dem traumhaft direkt gegenüber
diesen Bergen gelegenen Campingplatz am Lago Pehoé übernachten wir
und genießen am nächsten Tag auch die "Torres" bei guter Bergsicht.
Der in diesem rauhen Klima spärliche Bewuchs wir jetzt im Frühjahr
von leuchtend roten "Blüteninseln" aufgelockert. Nach einem Abstecher nach
Punta Arenas, wo sowohl der alte Friedhof als auch einige gut erhaltene
Palacios an den früheren Reichtum der Stadt erinnern, geht es weiter nach
Feuerland.
Feuerland
Von Punta Delgada aus gelangen wir über die
Magellan-Straße nach Feuerland, wobei Delphine die Fähre bei der
20-minütigen Überfahrt begleiten. In Rio Grande campieren wir auf dem
Parkplatz des ältesten Hotels der Stadt und kommen so in den Genuss einer
wohlig warmen Küche, die mit dem mittlerweile mit Gas befeuerten
Originalherd von 1919 beheizt wird. Die Landschaft ist durch riesige
menschenleere, nur mit Gras und Gestrüpp bewachsene Ebenen geprägt,
in denen vereinzelt Schafherden zu finden sind. Wenn es doch mal ein paar
Bäume gibt, zeugt deren Moosbehang von ausgiebigen Niederschlägen und
dem rauhen Klima. Nur vor Ushuaia geht es noch einmal durch die
südlichsten Ausläufer der Anden. Mit Ushuaia, der südlichsten
Stadt der Erde, haben auch wir den südlichsten Punkt unserer Reise
erreicht. Im Parque Nacional Tierra del Fuego weist ein Schild auf die
Entfernung nach Alaska hin. Wir werden bis dorthin allerdings mehr als die
angegebenen 17.848 km benötigen.
Entlang der argentinischen Atlantikküste
In der Nähe von Camarones besuchen wir die
schöne Pinguinkolonie im Reserva Natural Cabo dos Bahias, wo ein Pfad
mitten durch die Brutplätze bzw. Erdlöcher führt und die Tiere
in geringem Abstand auf ihrem Weg zum Meer an einem vorbei watscheln. Von
Puerto Pyrámides auf der Valdes-Halbinsel aus unternehmen wir eine
Bootstour zu den Walen im Golfo Nuevo, die sich hier alljährlich um diese
Zeit zur Paarung und zum Werfen ihrer Jungen aufhalten. Es ist wirklich
beeindruckend, wenn diese riesigen Tiere sich dem Boot bis auf wenige Meter
nähern oder sogar darunter hindurch tauchen. Im Vergleich zu unserer
Waltour vor ein paar Jahren in Island, wo man nur von weitem mal eine
Schwanzflosse gesehen hat, herrschte hier geradezu ein Wal-Auftrieb. Bei der
Umrundung der Halbinsel mit dem Auto sehen wir an der Küste Seeelefanten,
Seelöwen, ein paar Pinguine und landeinwärts Guanakos und einen der
scheuen Füchse. Landschaftlich bietet Valdes auch nur die üblichen
weiten Ebenen mit dem typisch patagonischen Gestrüpp und ein paar Schafen
dazwischen.
Kurz vor Viedma erreichen wir die eigentliche
argentinische Pampa. Das Landschaftsbild ändert sich innerhalb weniger
Kilometer, wobei das Buschwerk großen landwirtschaftlich genutzten
Flächen weicht, die allerdings zum Schutz vor dem auch hier
unablässig wehenden Westwind von hohen Baumreihen gesäumt werden. Ein
Teil dieses Grüns basiert auf künstlicher Bewässerung und wird
immer wieder durch "verwüstete" Flächen unterbrochen, von denen der
Sand auf die Fahrbahn weht. Große Rinderherden zeugen davon, dass hier
das gute argentinische Rindfleisch produziert wird. Am 1. Advent gibt es zwar
Kiefernzapfen für die Tischdekoration, aber für die Kerze ist es
leider zu windig. In Chascomús verabschieden wir uns nach einem heftigen
Gewitter mit starken Sturmböen und einem anschließenden traumhaften
Sonnenuntergang vom Süden des Kontinents.
(Durch Doppelklick werden die kleinen Fotos
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Länderinformationen
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