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Kasachstan der mühsame Ritt nach
Baku
Am 30.03.2011 reisen wir bei Korgas nach Kasachstan
ein. Nach der etwas chaotischen Abfertigung auf der chinesischen Seite
(Reisende mit eigenem Fahrzeug sind in China eben immer noch etwas exotisch)
kommen wir uns auf der kasachischen Seite vor wie auf der Diplomatenspur
sehr freundliche und hilfsbereite Grenzbeamte sprechen uns auf Englisch an und
begleiten uns zu den einzelnen Stationen. Der Zollbeamte, der ein paar Jahre in
Deutschland als Lkw-Fahrer gearbeitet hat, scheint über den deutschen
Besuch so erfreut, dass er gleich seine Frau anruft, die Uwe dann auf Deutsch
nach unseren Zielorten in Kasachstan befragt. Nach einer knappen halben Stunde
machen wir uns auf den Weg nach Almaty. Entlang der Berge an der Grenze zu
Kirgistan und durch die schöne Charyn-Schlucht erreichen wir die ehemalige
Hauptstadt, die wir bereits am Beginn unserer Reise 2007 besucht haben. Das im
Reiseführer empfohlene Geschäft für Landkarten ist leider nicht
mehr auffindbar, aber wir nutzen die Gelegenheit, um uns in einem Supermarkt
mit deutschen Lebensmitteln einzudecken, da das Warenangebot zu mindestens 60 %
aus Deutschland importiert zu sein scheint (sogar die Marke "gut &
günstig" ist u. a. mit italienischem Olivenöl und Nussnugatcreme
vertreten). Vorbei an den leider ziemlich wolkenverhangenen Bergketten an der
Grenze zu Kirgistan/Usbekistan geht es weiter bis Shymkent, wo wir in die
endlose Steppe Kasachstans eintauchen. Unterwegs gibt es nur wenige
Sehenswürdigkeiten und die schönen Kuppeln des berühmten
Kozha-Akhmed-Yasaui-Mausoleum in Turkistan sind leider wegen
Restaurierungsarbeiten vollständig eingerüstet.
An einer Tankstelle in Aralsk bekommen wir eine
kasachische Straßenkarte geschenkt, die sich leider als sehr
trügerisch erweist, da die eingezeichneten Straßen wohl eher den
Träumen des Staatschefs Nursultan Nazarbaev für das landesweit
plakatierte "Kasachstan 2030" entsprechen als der Realität. Gleich unser
erster Versuch, die Straße entlang der Bahnlinie nach Kandyagash zu
nehmen, erweist sich als Flopp. Nach 60 km geben wir auf und fahren zurück
zur M32, da der weitere Pistenverlauf nicht erkennbar ist. Für die Nacht
quartieren wir uns in einer Lkw-Fahrer-Unterkunft ein, da bei dem eisigen Wind
an eine Übernachtung im Toyota nicht zu denken ist. Unser Zimmer ist gut
geheizt, aber den Weg zur ungeschützten "Außentoilette" am anderen
Ende Parkplatzes überlegt man sich bei Windstärke 6 schon dreimal. Am
nächsten Morgen liegt die Landschaft entlang der Strecke nach Aktöbe
unter einer fast geschlossenen Schneedecke, die Fahrbahn ist allerdings
vollkommen schneefrei und wir kommen gut voran. Nachmittags fühlt sich Uwe
dann an seine Fahrt mit dem VW-Bus durch Zaire (Demokratische Republik Kongo)
vor fast 40 Jahren erinnert, als er auf einer Strecke von 2000 km auch nicht in
den dritten Gang schalten konnte. Irgendwie scheint sich die Straße im
Wohlgefallen aufgelöst zu haben und die badewannentiefen Löcher
müssen vorsichtig umfahren werden. Aber auch dies ist irgendwann geschafft
und auf den letzten 200 km bis Aktau gibt es wieder einen passablen Asphalt.
Nach 6 Tagen und gut 4000 km erreichen wir das
Kaspische Meer. Obwohl das aserbaidschanische Konsulat mal wieder umgezogen
ist, finden wir es noch rechtzeitig vor der Mittagszeit, um unsere
Visaanträge dort abzugeben. Dann steht die Organisation der Überfahrt
nach Baku an und wir können sicher von großem Glück reden, dass
wir schon 3 Tage nach unserer Ankunft in Aktau mit dem Fährschiff nach
Aserbaidschan aufbrechen können. Die "Kreuzfahrt" (2er-Außenkabine
mit Verpflegung) auf der bereits in die Jahre gekommenen Gara Garaev (erbaut
1983 von VEB Hansawerft Rostock) zieht sich allerdings wegen der starken Winde
in die Länge. Aus den angekündigten 19 Stunden werden
schließlich 40 Stunden, inklusive ca. 5 Stunden wetterbedingter Wartezeit
vor der turkmenischen Küste. Als wir endlich im Hafen von Baku festmachen,
steht das Schiff allerdings falsch herum am Quai und es sind erst Verhandlungen
zwischen Herren in schwarzen Limousinen und dem Personal der Schlepper
erforderlich, bevor wir von Bord fahren können. Nach dem Bezahlen der
Frachtkosten müssen wir auf die Entzollung warten, die sich bis ca. 23:00
Uhr hinzieht. Dann fahren wir aus dem Hafen und suchen uns ein Hotel für
den Rest der Nacht.
Aserbaidschan, Georgien, Armenien
Am nächsten Morgen unternehmen wir einen
Spaziergang durch die wunderschön restaurierte Altstadt von Baku. Bei
schönstem Frühlingswetter geht es am Hauptkamm des Großen
Kaukasus entlang weiter in Richtung Seki, wo wir uns die herrlichen Wand- und
Deckenmalereien im ehemaligen Khanspalast anschauen, die man leider nicht
fotografieren darf. Abends genießen wir von unserem Stellplatz in einem
Haselnusshain die von der Abendsonne angestrahlten schneebedeckten Berggipfel,
bevor das Wetter am nächsten Morgen wieder umschlägt.
Unser nächstes Ziel ist die abgeschiedene
Bergregion von Davit Gareja, die bereits in Georgien liegt. Hier besuchen wir
das Kloster Lavra, in dem noch heute Mönche in den Höhlen wohnen, die
bereits ab dem 6. Jh. in die Felsen gehauen wurden und sich über mehrere
Ebenen erstrecken. Die Weiterfahrt nach Tiflis gestaltet sich etwas
zeitaufwendig, da die Erdpisten nicht beschildert sind, aber am späten
Nachmittag haben wir es dann doch geschafft. Da uns die georgische Hauptstadt
mit nasskaltem Wetter und Nieselregen empfängt, drehen wir nur eine kurze
Runde durch die Altstadt und fahren noch weiter nach Armenien.
Die Hoffnung auf besseres Wetter erfüllt sich
leider nicht und während es an unserem Übernachtungsplatz die ganze
Nacht nur geregnet hat, sind die Niederschläge ab 1000 m als Schnee
gefallen. So präsentieren sich die beiden
UNESCO-Weltkulturerbestätten Haghpat und Sanahin unter einer dicken
Neuschneedecke. Diese beiden Klöster sind Paradebeispiele der armenischen
Kirchenbaukunst und erlebten ihre Blütezeit im 12. Jh. Über gute
Straßen geht es in tiefstem Winter über den Sevan-Pass (2114 m) zum
gleichnamigen See, der im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel für die
Hauptstädter bildet, jetzt aber im dichten Nebel kaum auszumachen ist. Da
uns Jerevan nicht besonders reizt, steuern wir gleich Etschmiadsin an
den Vatikan der Armenischen Apostolischen Kirche. Hier befindet sich u. a. die
prächtige Kathedrale Mayr Tachar, deren Hauptmauern auf das Jahr 303
zurückgehen und die als erste Kreuzkuppelkirche des Landes gilt. Im Gebiet
der Kasagh-Schlucht besuchen wir noch einige schöne Klosterkirchen, bevor
wir nach Georgien zurückkehren.
An der 2000 m hoch gelegenen armenisch-georgischen
Grenzstation bei Bavra gesellt sich zu dem Schnee noch tückisches
Glatteis, so dass Uwe zeitweise vorsichtshalber den Allrad einlegt.
Während in den ersten georgischen Dörfern hinter der Grenze die
Störche noch in ihren eingeschneiten Nestern frieren, bessert sich das
Wetter deutlich, je weiter wir in Richtung Nordwesten gelangen. In die
beeindruckende Höhlensiedlung Vardzia steigen wir in strahlendem
Sonnenschein auf und erkunden die zugänglichen Bereiche des Hauptteils
dieser weitläufigen Anlage, die insgesamt mehr als 400 Räume,
zahlreiche Kirchen und sogar 25 Weinkeller umfasst. Dieses Schmankerl bildet
den Abschluss des kulturellen Besichtigungsprogramms unserer Reise.
Zurück in Bayern
Entlang der türkischen Schwarzmeerküste
und über den Balkan geht es weiter in Richtung München, das wir am
17.04.2011 nach drei Fahrtagen ab der georgischen Grenze erreichen. Nach 1275
Reisetagen und 194 470 km empfängt uns unsere bayerische Heimat mit
schönstem "Sommerwetter".
(Durch Doppelklick werden die kleinen Fotos
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